Liebe Sportfreunde,
nach unserer 3monatigen Auszeit im Jahr 2016, die Karsten und ich (Petra) für die Segeltour im Mittelmeer von Kemer (Türkei) nach Porteroz (Slowenien) nutzten, segeln wir in diesem Jahr wieder über den Zeitraum von 3 Monaten mit unserer Distant Winds, eine Segelyacht Najad, 37 Fuß Länge, 1,80 m Tiefgang. Nächste Woche werden wir Bergfest feiern.
Unser Plan: wir segeln von Rostock nach Luleå in Schweden immer entlang an der Ostküste in diesem Jahr, im Jahr 2022 holen wir unser Boot in Luleå ab und segeln die finnische Küste des Bodnischen Meeres zurück, treffen auf die Åland-Inseln, segeln über Helsinki, Sankt Petersburg und die baltischen Länder wieder nach Hause.
Aktueller Stand: Wir haben vorgestern den 61. Breitengrad erreicht, sind nach 938 sm (575 gesegelte Meilen, 363 gemotort), 28 Übernachtungen in Häfen, 10 Übernachtungen in Buchten bereits im Bodnischen Meer, heute in der Stadt Södershamn, am Ende eines Fjordes, angekommen. Das Wetter ist hervorragend! Am Tag weht es zumeist mit der Stärke 3, oft passend aus Süden, begleitet von Sonnenschein bzw. es ist windstill. Erst 2 Tage mussten wir wegen Starkwind aus der falschen Richtung (Norden) abwettern, in Öregrund, einem Ort nördlich der Stockholmer Schären mit einem kleinen Gästehafen und besonders erhaltenen Holzhäusern aus dem 18. und 19. Jahrhundert, ein Touristenort mit viel verschiedener und einladender Gastronomie. Einmal hat uns Starkregen auf dem Meer (ca. eine Stunde) mit passendem hohem Wellengang überrascht. Die Temperaturen sowohl Luft als auch Wasser sind für uns unerwartet hoch: Luft oft zwischen 20 und 25 Grad C, das Wasser zwischen 19 und 21 Grad C, auf dem freien Meer dann wieder nur 16 Grad C. In den Häfen ist es erstaunlich leer, obwohl Schweden bereits Ferien hat. Vielleicht liegt es an Corona? Mit der Pandemie wird hier vorsichtig und unauffällig umgegangen. In die Geschäfte dürfen immer nur eine begrenzte Anzahl von Menschen hinein, die Schweden achten auf Abstand zueinander und in den Sanitäranlagen gibt es Desinfektionsmittel. Mund-Nasen-Masken werden keine getragen. Hafenliegegebühren liegen zwischen 100 und 800 SEK ( Umrechnung 10 SEK = 1 Euro). In den Stockholmer Schären auf der Insel Utö haben wir 840 SEK bezahlt. Solch Preis kannten wir bisher nur aus Kroatien. Allerdings haben wir für unser Boot wegen Anlegen am Steg längsseits das Doppelte einer Gebühr zahlen müssen. Wir hatten es bei 2 Versuchen nicht geschafft mit Heckanker anzulegen. Er hielt einfach nicht. In Osthammar haben wir uns einen passenden Sternanker gekauft. Mit solch einem Heckanker ausgerüstet und genutzt, hätten wir auch auf Utö nur 400 SEK gezahlt.
Das Ankern in Buchten ist oft eine Herausforderung und spannend. Das Seekartenmaterial wird Richtung Norden weniger und ist oft für uns als Freizeit-Navigator zu grob angegeben. Die Navigationstechnik zeigt die 3m-Linie und die Landmarke. So tasten wir uns mit geringem Tempo zu den gefundenen Plätzen, immer in der Hoffnung, dass wir keinen großen Stein treffen, von denen es in diesen Gewässern sichtbar und unsichtbar sehr viele gibt. Das Anlegen mit Heckanker an einem Felsen in einer einsamen Bucht bei tollstem Sommerwetter gehört zu den anspruchsvollsten und interessantesten Anlegern der bisherigen Reise. Hier haben wir das Ambiente Schwedens besonders gefühlt. Wir nutzen gern Buchten mit ausgelegter Mooringtonne. Die sind in Schweden wie wir jetzt erfahren haben, alle privat. Es gibt blaue Mooringtonnen, die sind oft in Seekarten eingezeichnet und gehören einem Verband Svenska Kryssarklubben (SXK), deren Mitglied auch Ausländer werden können. Schade, dass wir das erst jetzt erfahren haben. In der Vorbereitung und Durchführung unserer Reise wäre das Angebot des Verbandes - die Jahresgabe in Form eines recherchierten Hafen- und Ankerführers zu erhalten - eine hervorragende Ergänzung unserer Bordliteratur gewesen.
Wir erfahren auf unserer Reise viel über die Geschichte und das Aktuelle der einzelnen Regionen, bewundern die sauberen, in Parks eingebetteten Städte mit den vielen so unterschiedlichen Plastiken, Schlösser, Kirchen, Leuchttürme sowie die viel und gut arrangierten Sommerblumen in Kübeln unterschiedlichster Größen und Rabattenbepflanzung bzw. genießen abseits vom Trubel die Ruhe der Natur, das Wasser und die Wälder. Radfahrern, Wandern, Schwimmen, Rudern und natürlich Segeln. Fast jeden Abend haben wir das Schauspiel: Sonnenuntergang- niemals gleich, immer verschieden und immer romantisch.
08.07.2021
Karsten und Petra Barg